Gersteins alter Gedenkstein mahnt nun „Auf dem Stein“.

Gersteins alter Gedenkstein mahnt nun „Auf dem Stein“.

    

Aufstellung des Wilhelmsteins im Forstort auf dem Stein am Kanonenplatz.

Es stand am 6.6.1998 im Wochenkurier von Michael Eckhoff. Hagen. In unserer Serie „Kunst & Co. am Wegesrand“ blicken wir heute nach Dahl, wo am vergangenen Samstag ein Symbolträchtiges Denkmal, der

Bowlenplatz im Forstort auf dem Stein, mit Steintisch in der Mitte.

„Wilhelmstein“, einen neuen Standort erhalten hat – verknüpft war die Wiederaufstellung oberhalb des uralten Anwesens „Auf dem Stein“ mit einer kleinen Feier.1909 wurde der mannshohe, schwarze Gedenkstein in den Wald nahe Dauben- hagen hoch über Dahl gesetzt. In ihn eingemeißelt lesen wir ehrende Worte – in den ersten vier Zeilen heißt es. „Selten dem, der ihn pflanzt, spendet hochragend der Wald, Seinen erquickenden Schatten, sondern erst Kindern und Enkeln.“ Gewidmet ist dieser Stein keinem König und auch keinem Fürst, sondern – eher untypisch für die Entstehungszeit (Kaiserreich) dem bürgerlichen Waldbesitzer und Rechtsanwalt Wilhelm Gerstein (1809 – 1883). Sohn des im frühen 19 Jahrhundert zum Hagener Landrat gewählten Friedrich Gerstein. Der Gedenkstein betont die Verdienste Wilhelm Gersteins um die Pflege des Waldes und wurde von seinen Kindern speziell von seiner Tochter

Der Steintisch am Bowlenplatz.

Bertha errichtet.Wie Gersteins Nachfahre Arzt Dr. Friedrich Killing, zu berichten weiß, führte Gerstein als erster in unserer Gegend entsprechend den damals neu herausgegebenen preußischen Forstgesetzen eine zielgerichtete nachhaltige Forstwirtschaft ein. Die Bedeutung dieser Tat lässt sich heute nur durch ein Blick in die Zeit davor messen.

Ulrich Lutterby, für den Raum Hagen zuständiger Forstamtdirektor erläutert „Um 1800 waren die Berge rund um Dahl kahl und praktisch alle Wälder abgeholzt. Heide hatte sich ausgebreitet. Eine Aufforstung schien dringend not- wendig. Hierfür mangelte es aber nicht nur an Geld, sondern zunächst auch an Erfahrungen, weshalb man anfangs mit der Kiefer die falsche Baum – Art auswählte. Andere Versuche folgten – so etwa mit Douglasien. Als der für diesen Standort richtige Baum kristallisierte sich damals die Fichte heraus. Davon, dass die Fichte in die hiesigen Breitengrade gehört, ist auch Friedrich Killing, heute Eigentümer eines Teils der ehemaligen Gersteinschen Waldungen, überzeugt. In Anlehnung an die These eines schleswig – holsteinschen Forst – Experten meinte er am Samstag anlässlich der Wiederaufstellung des Wilhelmsteins. „Die Fichte ist in Mitteleuropa immer heimisch gewesen, sechsmal musste sie während der Eiszeiten nach Südeuropa ausweichen, jedes Mal ist sie zurückgekommen. Sie wird mit Sicherheit, falls bestimmte politische Kreise es schaffen sollten, sie zurückzudrängen, auch wiederkommen“.In diesem

Zusammenhang geizte Dr. Killing nicht mit Kritik, so fordert er Deutschland Politiker unverblümt auf, sich aus dem Wald herauszuhalten. „da Bäume zu langsam wachsen um jeweils geltenden politischen Mehrheiten gerecht zu werden“. Und mit Blick auf die symbolträchtige Wilhelmstein – Inschrift sowie sogenannte Grenzbuchen die nur wenige Meter von dem Ort entfernt stehen, an dem jetzt das Denkmal wieder aufgestellt worden ist, ergänzt Friedrich Killing. „Betrachten wir doch einmal diese wunderbaren

Buchen aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Als sie in Reih und Glied gepflanzt wurden, unterstand unsere Region dem preußischen König. Am Ausgang dieses Jahrtausends stehen diese Bäume immer noch. Was in den eineinhalb Jahr -Hunderten seit der Pflanzung alles passiert..!“ Politische Moden und ideologische Strömungen seien beim Wald ebenso völlig fehl am Platz wie bürokratische Besserwissereien. „Wichtig beim Waldbau sind Erfahrung und Geduld,“ betont Dr. Killing. Womit wir wieder bei der Widmung zu Ehren Wilhelm Gersteins wären. „Lasset uns pflanzen und pflegen, wie er, für kommende Zeit !“ lauten die beiden letzten Zeilen der Inschrift. Sie lehren uns Waldbesitzer müssen weit in die Zukunft denken, sich nicht vom Zeitgeist lenken lassen. „Tradition heißt, sich den Enkeln verpflichtet fühlen!“ sagte Friedrich Killing am Samstag. Und fuhr fort. „Es wäre schön, wenn der Wilhelmstein ein Mahnmal für zukünftige Generationen werden würde. Als solches war es vor fast hundert Jahren nämlich geschaffen worden.  Der unter Denkmalschutz stehende Wilhelmstein war an seinem alten, weit abgelegenen Standort (Eigentümer

Otto Rühlmann) nahezu in Vergessenheit geraten. Angeregt durch den Dahler Heimatforscher Heinz Böhm wurde vor ein paar Monaten die Idee geboren, das historische Denkmal wieder in den Blickpunkt des öffentlichen Lebens zu rücken und um mit Friedrich Killing zu sprechen – „es sozusagen in den Schoss der Familie der Abkömmlinge des Wilhelm Gerstein zurückkehren zu lassen“.

Der neue Standort am Wanderweg A 2 ist gut gewählt. Unterhalb einer wichtigen Wege – Kreuzung steht er am Rand einer Lichtung, beschattet von den wunderschönen Buchen, die auch Killing hervorhob – die richtige Stelle für eine Wander Pause.