Schild – Sängerhardt
Veröffentlichung vom 15 September 2012 in den Lüdenscheider Nachrichten.
Das Rätsel vom Sängerhardt
Sangesbrüder gaben dem Weg zu ihrem Stammlokal einen eigenen Namen.
Schalksmühle: In der Böllinger Hochheide steht ein Wegeschild mit der Aufschrift „Sängerhardt“, Was bedeutet das? Der Heimatforscher Karl Friedrich Bühren erklärt, was es damit auf sich hat: Unterhalb der Autobahn Raststätte Rölvedermühle fließt der Sängehardtsiepen zur Sterbecke hin. Die Waldflur linksseitig des Siepen wird in alten Flurkarten als Sängerharth oder Sängerhardt bezeichnet. Die Flur besitzt eine lebenswichtige Besonderheit: Als die Sprengstoffwerke AG um 1908 das ganze Gelände Sängerharth kaufte, erhielten die Rölveder Bauern eine kleine Wiesenparzelle mit Wasserrechten am Sängerharth – Siepen, um insbesondere ihr Nutzvieh in trockenen Sommern mit Wasser versorgen zu können. In den Katastern steht dazu das Wort „Tränke“.
Das Wort Sängerhardt setzt sich aus Sänge / Senge = Prügel und Hardt = Anhöhe, Berghang zusammen und stammt aus dem 18. oder 19. Jahrhundert. Möglicherweise stand damals an jenem Berghang nur Knüppelholz.
Was aber bedeutet das Schild, Sängerhardt? Leicht beschädigt durch Orkan Kyrill steht es kaum zehn Meter vom Amtsstein der Grafschaft Mark entfernt in der Böllinger Heide. Das Schild erinnert an den alten Fußweg zwischen dem Schalksmühler Ort Rölvede und
dem Hagener Ort Bölling. Weil der Fahrweg durch den Quellbereich des Sängerharth – Siepen führte und dort ständig schlammig oder eine riesige Wasserpfütze war, ging man zu Fuß oberhalb am Amtsstein vorbei. So auch Ernst Humme und seine anderen Sangesbrüder aus Rölvede, wenn sie singend durch den finsteren Wald zur Chorstunde ihres Männer-Gesang-Vereins Röteldiek in die Gaststätte Röteldiek wanderten. Sie tauften dieses Fußwegteilstück „Sängerhardt“: Man ging eben über die Sängerhardt.
Die Gaststätte an der Kohlen und Eisenstraße (um 1900), Stammlokal des Männer- Gesang-Vereins Röteldiek, Die Gaststätte Röteldiek wurde mit dem Bau der A 45 abgerissen.
Das Schild Sängerhardt haben Willi Schulte (Bölling) und Karlheinz Schön (Niggenbölling) in den 1970er
Jahren errichtet. Leider ist dieses Schild im Sommer 2012 entwendet worden.