Sagen aus dem Volmetal

Das Hütemännchen

das Hütemännchen ist ein kleines, armseliges Wesen mit zerlumpten Kleidern, das den Bauern die Arbeit des Hütens abnimmt. Dafür legt man ihm dann Essen an den Rand der Weide. Einst hatten nun die Bauern es aus Neugierde belauscht und das sie sich dankbar zeigen wollten, ließen sie ihm einen guten Anzug machen und legten ihn an die Stelle, wo sie sonst die Nahrung hinbrachten. Seit dieser Zeit blieb das Männchen verschwunden.

Einer fährt eine ganze Nacht im Kreise

als die Kohlen noch mit Fuhrwerken von den Zechen geholt werden mussten, machte sich auch mitten in der Nacht ein Bauer von Hunsdieck auf dem Weg. Er musste so früh aufbrechen, wollt er im Laufe des nächsten Tages wieder zurück sein. Als er eine Strecke von Hundsdieck fort war, kam eine dicke Nebelschicht in der allerhand Spukgestalten geisterten. Die Pferde blieben zwar ruhig, aber plötzlich hatte der Mann seinen Weg verloren. Er fuhr die ganze Nacht hindurch aber wie war ihm zumute, als er beim Morgengrauen gewahr wurde, dass er genarrt worden war. Er war die ganze Nacht hindurch im Kreise gefahren und hatte auf den Feldern allerhand Flurschaden angerichtet. Aber die Besitzer der Äcker machten ihm keine Vorwürfe, da sie meinten er sei durch dieses Erlebnis genügend bestraft.

Die Rütmecke.

wo sich heute die Siedlung Hoffnungstal befindet, war in alten Zeiten ein dichter Buchenwald. Nun mussten öfters Fuhrleute mit dem Holzwagen durch den Wald fahren. Es gab dort eine bestimmte Stelle, die den Bauern großes Kopfzerbrechen verursachte. Man erzählte sich, dass dort einmal ein entsetzliches Verbrechen begangen sein musste. Kein Pferd war an dieser Stelle vorbeizubringen. Die Tiere blieben stehe, zitterten am ganzen Leibe und waren weder durch Peitschenschläge noch gütliches zureden von der Stelle zu bringen. Da wurde es allmählich Gewohnheit bei den Bauern der Tiere die Augen zu verbinden und so an dieser Stelle und dann noch mit großen Schwierigkeiten vorbeizubringen.

Die wilde Jagd

in stürmischen Nächten wird der wilde Jäger in der Griesenbecke wahrgenommen und das Bellen der Hunde, das Rosse wiehern und das grelle schreien der Jagdgesellen klingt schauerlich aus den Lüften.

Das geheimnisvolle Fuhrwerk.

zwei Bauern von Bölling fuhren in die nahegelegene Heide, um dort Stangen Holz zu holen. Plötzlich erhebt sich dort ein furchtbares Getöse, Pferdegetrappel und wildes schreien werden vernehmbar, als sei einem Fuhrmann das Gespann durchgegangen. Das Hüh und Hot des Fuhrmanns klingt aus der Luft von allen Seiten. Da wird auch das Pferd von unserem Bauern scheu und kann nur noch mit Mühe gebändigt werden. Aufgeregt schreit der Besitzer dem Gehilfen zu, „Hoalt du enne sust geit he us auf noch dür“. Als sie nun beim schwächer werden und schließlichen Verklingen des Getöses ein wenig zu Atem kommen, merkt der erste Bauer, Dunnerkeil, do geit dem ollen Michel sinne olle Krücke noch dür. War aber erstaunter als unser Bauer, als sie erfuhren, dass weder der alte Michel noch sonst irgendein Fuhrwerk für diesen Lärm in Frage kamen. Gesehen hatten die Männer nichts, aber diese Geschichte ist ihnen ein Lebtag ein Rätsel geblieben.

Der Schlangenkönig.

ein Bauer ging eines Tages durch den sumpfigen Grund. Da kam eine Schlange durch das Gras. Sie trug eine glitzernde goldene Krone und die Edelsteine funkelten in der Sonne. Der Bauer blieb stehen. Die Schlange blickte ihn einen Augenblick kalt mit ihren klugen Augen an und verschwand dann im dichten Krautwerk. Dem Bauern war es, als habe er geträumt. Später erst fiel ihm ein, dass er vielleicht sein Glück machen könne, er wusste aber nicht, wie er es anfangen sollte.

Die Kartenspieler im Lumker.

An der Grenze von Dahl nach Waldbauer zu liegt der Lunker. Dort trafen sich Abend für Abend einige leidenschaftliche Kartenspieler die selbst um Mitternacht den Weg nach Hause nicht finden konnten. Eines Nachts durchschlägt der Teufel mit einem furchtbarem Getöse und Gepolter das Dach und zwei Decken. Er setzt sich mitten unter die Kartenspieler, die erschrocken die Karten in der Hand halten, sie sehen den Pferdefuß des Teufels und nehmen auch Schwefelgestank war. Der Besitzer versucht den Schaden durch Handwerker wieder gutmachen zu lassen, aber nichts hält Bretter Steine und Mörtel lösen sich immer wieder. Nach einem anderen Bericht fährt der Teufel durch den Schornstein unter die Kartenspieler und bricht dabei ein Loch in den Kamin, aber da lösen sich Steine und Mörtel nach der Wiederherstellung immer wieder.

Der Esel bei Rumscheid.

Ein Bauer von den Bergen macht den Weg von Dahl nach Röteldiek. Er ist stets ein großer Prahlhans gewesen, der vor nichts Angst hat. So erzählt er zum wenigsten immer am Biertische. In dieser Nacht aber erscheint ihm ein Esel neben dem Wege. Das Tier wird immer größer und wächst über den Bauern hinaus, und wird größer als die Bäume sind. Vor Entsetzen zittern dem Manne die Knie. Er fängt an zu laufen und hält nicht eher wieder ein, bis er vor seiner Haustür steht. Die Angehörigen finden ihn dort mit Fieberschauern, er muss sich ins Bett legen und kann einige Tage nicht aufstehen. Von dieser Zeit an hat er das Prahlen aufgegeben. (Frage, wer war der größte Esel?)

Das Gespenst im Steinbruch am Loh.

Am Loh von Bölling ist ein Steinbruch. In diesem Steinbruch haust ein Gespenst, das zur Geisterstunde den nächtlichen Wanderer erschreckt. Es hat einen weißen Stab in der Hand. Wen es damit berührt, der muss in kurzer Zeit sterben.

Der vergrabene Schatz bei Bölling.

Bei Bölling liegt eine sumpfige Wiese. Ein altes Gemäuer bildet die Grenze. In diesem Sumpf ist ein Schatz vergraben. Es liegt dort besonders viel Gold, das von den Geistern bewacht wird. In den Nächten sieht man dort Irrlichter herumhuschen, die mit der Bewachung des Schatzes beauftragt sind. Aber keiner hat bis jetzt versucht, in den Besitz des Schatzes zu gelangen. Wer aber zu bestimmten Zeiten sich dort erblicken lässt, der wird in die Tiefe gezogen.

Der Schmied von Bölling.

In Bölling wohnte einmal ein Schmied. In der lodernden Flamme sah er die Gestalt seines Gesellen. Da wusste er, dass der Geselle ein böser Bursche war. Schließlich konnte er es nicht mehr ertragen. Er erschlug den Gesellen mit dem Schmiedehammer und erklärte, er hätte es tun müssen, da ihm der Geselle durch seine Zauberkünste im Feuer erschienen sei.

Das Teufelsloch.

In der Nähe von Eppscheid ist ein verrufener Ort. den keiner ohne triftigen Grund aufsucht. In früheren Zeiten wurden da die Kühe gehütet, aber sie waren nicht zusammen zuhalten, liefen immer auseinander, und die Magd, die mit der Wartung beauftragt war, hatte dadurch viel Mühe. Schließlich sagte sie einmal voll Zorn. Ich wollte, dass euch der Teufel holte. Kurze Zeit darauf war das Mädchen verschwunden. Schließlich fand man sie entsetzlich zerrissen wieder auf, aber die Körperteile waren weit verstreut, und die Plätze, an denen man die einzelnen Glieder fand, haben noch heute ihre Namen danach.

Die verhexte Kuh.

Zu einem alten Bauer kam eine Zigeunerin. Nun fiel der Besuch, der unerwünschte, der Heidin mit einem anderen Ereignis zusammen. Die Kuh des Bauern gab statt Milch, Blut. Darüber herrschte große Betrübnis in der Familie. Als nun die Heidin in den Hof kam, sah sie sich um und sagte. Es sind zwei Hexen im Dorfe. Darüber war der Bauer sehr erstaunt. Er erzählte dem Weibe von dem Ungemach, das ihn betroffen hatte. Darauf sagte die Zigeunerin, eine Nachbarsfrau sei eine Hexe, welche daheim ihre Kühe in der Küche an ihrem Handtuch melke. Auf das Staunen des Bauern erklärte sie, es sei für sie ein leichtes, die Hexe erscheinen zu lassen, sie murmelte einige Sprüche und sagte dann, in wenigen Minuten würde die Hexe kommen, und was Salz leihen. Wirklich vergeht eine ganz kurze Zeit, da kommt eine Frau, der man schon lange nicht so sehr getraut hatte, und bittet um Salz. Der Bauer jedoch ergreift einen hölzernen Stiel den er sich für eine Axt zurechtgeschnitzt hatte und zum trocknen neben den Herd stellte, und schlägt ihn in blinder Wut auf die Hexe ein. Sie flieht, jedoch hat ihr der Schlag den Arm gebrochen, sie verheimlicht es aber und kann sich mit einer höllischen Salbe in kurzer Zeit wieder herstellen, Mit dem Melken der Kuh an ihrem Handtuch war es jedoch vorbei.

Der festgebannte Wagen.

Ein Bauer fuhr von Brechtefeld nach Priorei. Unterwegs blieben auf einmal die Pferde stehen, und sind nicht vorwärts zu bringen. Da schlägt er sie mit der Peitsche. Aber auch das ist vergebens. Eine Hexe hat den Wagen an den Platz festgebannt. Nun war aber unser Bauer in solchen Dingen erfahren. Eine kluge Frau hatte ihm erzählt, wie man sich in solchen Fällen verhält. Er schlug also eine Speiche entzwei mit den Worten. Du hest mi feste gesatt, so schlo eck die ne Speike kaputt. Da ziehen die Pferde an, und das Fuhrwerk gelangt ohne weitere Fährnis nach Hause.

Sonderbare Birnen.

Bei einer Bäuerin, die das Vieh und die Menschen besprechen konnte, auch viele geheimnisvolle Mittel kannte, war ein Bauer aus Dahl gewesen. Die Frau war sehr freundlich und schenkte dem Manne zum Abschied einige Birnen. Wie erstaunt aber der Mann war, , als er nun bei seiner Ankunft auf dem Hofe, die Birnen aus der Tasche holte, lauter Mäuse ohne Schwänze in den Händen hat, das kann man sich leicht vorstellen.

Die verzauberte Zwiebel.

Zwischen Eppscheid und Wahnscheid führt über einen Bach eine Brücke. Ein Schmied von Eppscheid der nachts um zwölf Uhr über die Brücke geht, bemerkt dort eine Frau, sie reicht ihm die Hand mit einer Zwiebel mit den Worten. Du isset doch gern Zwiebeln. Der Mann nimmt die Zwiebel und schneidet sie am nächsten Morgen in der Schmiede durch. Da springt eine Anzahl von Kröten und Fröschen heraus. Er wusste nun, dass die Frau eine Hexe war.

Das hexen.

In Breckerfeld gingen zwei um Mitternacht an einen Teich. Einer sagte zum anderen. Wir wollen hexen. Dabei nahm er ein großes Laken, breitete es aus und murmelte Zaubersprüche. Da war das Laken voller Mäuse, ohne Schwänze. Wieder murmelte er einige Sprüche, da waren die Mäuse verschwunden. Wie geht das zu?

Die Frau in der Flamme.

Eine Frau ging von Linscheid nach Dahl. Plötzlich steht sie in einer Flamme, die brennt, aber sie spürt doch nichts davon. Sie versucht nun durch schnelles laufen aus dem Feuer zu gelangen, aber alles ist vergebens. Erst als ihr Bruder von ferne sie erblickt hat und die Gefahr erkennt, herbeieilt, verschwindet das unheimliche Feuer. Kreidebleich und schwitzend geht die Frau nach Hause, und fällt in eine schwere Krankheit.

Geister verhindern einen Selbstmord.

Ein Mann aus Hülscheid, der durch seine ungeratenen Kinder viel auszustehen hatte, beschloss seinem Leben durch Ertränken ein Ende zu machen. Er nahm Abschied und verließ zur nächtlichen Stunde das Haus .Am nächsten Tage erschien er jedoch wieder und erklärte auf das verwunderte Fragen der Bekannten, er habe sich im Geisterbache ertränken wollen, jedoch seien ihm Geister erschienen und hätten ihn vor der großen Sünde bewahrt.

Die Zwergin und der Riese.

Der alte Robert in Dahl war durchaus nicht abergläubisch. Dennoch hatte er einmal ein Erlebnis von dem er ungern berichtet. Er ging durch den Wald, als er eines Tages auf den Höhen etwas zu erledigen hatte. Als er so ahnungslos den Holzweg entlang trottete, steht plötzlich ein Weibchen vor ihm. Sie ist nicht größer als eine Spanne und warnt ihn mit silberner Stimme, seinen Weg fortzusetzen, da sonst eine furchtbare Strafe ihn treffen würde. Aber der alte Robert lässt sich nicht einschüchtern, und setzt seinen Weg fort. Ein zweites Mal stellt sich das Wesen ihm in den Weg, und warnt ihn eindringlicher und will ihn dadurch nicht weiter gehen lassen. Auch die Warnung ist vergebens. Kaum aber ist der Mann zwanzig Schritte von dieser Stelle entfernt, da wächst vor ihm ein riesenhaftes Pferd in die Höhe, das einen Mann von furchtbaren Ausmaßen als Reiter hat. Er hebt die Hand drohend, dass es dem R. ganz schwarz vor den Augen wird. Plötzlich erhält der Mann einen Schlag, dass er in den Graben fliegt, und die Besinnung verliert. Als er wieder zu sich kommt, ist alles verschwunden. Die Gesichtsseite, auf die er den Schlag bekommen hat, ist blau angelaufen, und angeschwollen. Erst nach einem halben Jahre sind die letzten Flecken im Gesicht verschwunden. An diesem Erlebnis hat er für seinen Lebtag genug gehabt.

Das Jagtabenteuer.

Der alte Piepenstock war ein großer Jäger vor dem Herrn. Eines Tages ist er auf dem Hemker Land am Jagen. In einer Hecke sieht er eine Katze. Er liebt die Tiere nicht, denn sie verjagen ihm die Tauben, die er schießen will. Er hebt die Flinte und gibt zwei Schuss auf das Tier ab. Aber zu seinem entsetzen wächst das Tier und wird riesengroß, starrt ihn aus tellergroßen Augen furchtbar an. Piepenstock schlägt mit dem Kolben auf das Zauberwesen ein, bis ihn plötzlich das Grausen packt. Da entflieht er spornstreichs dem unheimlichen Orte. Ein greller Pfiff ist das letzte was er von dem Untier wahrnimmt. Kreidebleich und krank kommt er nach Hause. Es dauert drei Tage bis er sich von diesem Schrecken erholt hat.

Ein Bauerssohn von Bölling.

Ein Bauernsohn von Bölling ist auf dem Wege nach dem väterlichen Besitztum. Unterwegs in der Heide begegnet ihm eine Nachbarsfrau, die auf die Erkundigungen nach dem Wohlergehen seiner lieben sagt, eine Tochter des Hauses würde bald sterben. Kopfschüttelnd geht der Bursche weiter. Er findet alle seine Familienmitglieder wohlauf. Kaum ist er jedoch in frohem Geplauder mit ihnen eine Stunde zusammen, als die Tochter des Hauses mit einem leisen Aufschrei zusammensinkt. Ein Herzschlag hat ihrem Leben ein Ende gemacht.

Bruder und Schwester in Brechtefeld.

Bruder und Schwester in Brechtefeld erwarten ihren abwesenden Bruder er ist in Lienscheit um dort einiges zu besorgen. Der Daheimgebliebene sagt plötzlich, die Schwester möge alles rüsten, sie würden ein Leichenbegräbnis haben. Nach einiger Zeit machte er sich selbst auf den Weg, und sagte bei seinem Weggang. Unser Bruder liegt da tot in der Heide. Bald kehrte er mit dem Toten zurück.

Eine blinde Frau in Kalthausen.

Eine blinde Frau in Kalthausen lässt sich in der Silvesternacht vor den Hof führen. Sie sieht auf dem Dach des Hauses zwei große und einen kleinen Sarg. Da beginnt das Rätselraten, denn auf dem Hofe sind keine kleinen Kinder. In demselben Jahre aber erwürgt die Haustochter ein heimlich geborenes Kind und stirbt selbst. Auch die Blinde wird kurz darauf zu Grabe getragen.

Der Spökenkieker.

Von der Höhe des Berges sieht ein Spökenkieker ins Tal. Er sieht, dass aus seinem Anwesen hohe Flammen schlagen. Da weiß er, dass in kürze da was geschehen wird. Er betrachtet die Pfosten am Tore und stellt fest, dass sie heiß sind. Da sagt er einen Brand voraus, der innerhalb kurzer Zeit ausbricht, und das Haus bis auf die Grundmauern in Asche legt.

Der Wahrsager.

In Glörfeld wird ein Wahrsager in einer Winternacht von einem Nachbarn angesprochen, als er im Hemde und unter merkwürdigen Umständen zu einem nahegelegenen Brunnen geht. Der Geisterredner gibt keine Antwort, bittet aber am nächsten Tage den Zeugen , ihn auf solchen Wegen nicht anzusprechen, da er nun dreimal den selben Gang machen müsse. In dem Brunnen werde demnächst eine Leiche liegen, die man zum Friedhof bringen werde, halb getragen, halb gezogen. Einige Wochen später zieht man aus dem Brunnen einen Ertrunkenen, den man wegen des hohen Schnees auf einer schnell gefertigten Bare nach Halver zum Friedhof schleifte.

Ein Bauer aus der Klippe in Priorei.

Ein Bauer aus der Klippe bei Priorei kommt vom Felde heim, stockt aber an der Haustür, und betritt das Haus durch die Hintertür. Auf befragen erklärt er dann, aus der Haustür seien ihm zwei Kindersärge entgegengetragen worden. Einige Wochen später sterben zwei Kinder aus dem Hause an der Kinderseuche, Diphterritis.

Vom Hexenglauben.

In einer alten Bauernchronik finde ich aus dem Jahre 1838. folgende Bemerkung. Vor ungefähr hundert Jahren war hier in Hobräck ein abergläubisches Haus gewesen. Ein Bauer hat mehrmals Hexen tanzen gesehen, auf Heugabeln, Besenstielen und dergleichen mehr. Jetzt sind die Hexen ausgestorben und keiner glaubt mehr daran. Der Mann hat eigentlich etwas voreilig gesagt, keiner glaubt mehr daran. Die alten Leute, hin und wieder findet sich auch eine jüngere abergläubische Seele, wissen noch eine ganze Menge von Hexen zu erzählen Es sind einige Nester, in denen sich bis heute noch vieles erhalten hat. Das beweisen nicht nur die Erzählungen von Hexen die mit genauer Namensangabe und geheimnisvollem ängstlichen Tuscheln erzählt werden, sondern auch die Bekanntschaft mit den sogenannten Besprechern .Ich befürchte, mich dem Vorwurf der Übertreibung auszusetzen, wenn ich behaupte, dass heute anno Domino 1994. noch eine ganze Anzahl von Menschen dergleichen Dinge im Grunde ihres Herzens für wahr halten. In den alten Zeiten, als die Handwerker noch auf den Höfen einige Tage blieben , als Schuster und Schreiner, den größten Teil des Jahres auf den Höfen zubrachte als die Kohlenkarren über die Straße auf den Höfen von Hunsdieck, Röteldieck , Rölvede, nach Lüdenscheid fuhren, damals saßen an den Abenden die Bewohner des Hofes mit den Gästen auf den Baumstämmen im Hofe, die Fuhrleute mit neugierigen Bauern in den Kneipen und erzählten sich von diesen Dingen. Dabei kamen die Hexen nicht zu kurz. Wenn die Karren durch die Schläfrigkeit des Bauern oder Fuhrmanns im Dreck stecken blieb, wenn die Pferde nicht mehr ziehen wollten, weil sie schlecht behandelt wurden oder bockig waren, wenn gar ein Rad brach oder die Karre umkippte, dann war nicht das Ungeschick des Fuhrmannes Ursache, ein böses Weib, eine Hexe mit dem nüchtern??. Fuhrmann ihren Schabernack trieb. Das Vieh machte den größten Teil des Reichtums unserer Bauern aus. Trotz sorgfältiger Pflege wurde es krank mit rechten Dingen ging das nicht zu. Also musste das Tier verhext sein. Man ruft also einen Mann, der sich in solchen Dingen auskennt vielleicht besitzt er das siebte Buch Moses und nun gibt er Anweisungen, wie man sich helfen kann. Gewöhnlich darf man dem Menschen, der als erster am folgenden Tag den Hof betritt und etwas bitten will, nichts schenken, und ebenso darf man von ihm nichts annehmen. Der Beschwörer lässt sich seinen Rat gut bezahlen die Bäuerin richtet sich danach, und siehe da, die Milch buttert wieder, die Kolik verschwindet, der Ochse wird gesund. Mir sind ein Teil geheimer Aufzeichnungen aus dem Besitz einer als Hexe erschienenen Frau in die Hände gefallen. Unter den Anweisungen findet sich eine Anzahl von heilkräftigen Kräutern, die man bei verschiedenen Krankheiten anwenden kann. Zweifellos sind es aus alten Zeiten sorgfältig gehütete Hausmittel. Daneben gebe ich aus der Sammlung einige Rezepte, mit denen sich aber niemand unglücklich zu machen braucht.

Ein Mittel in der Christnacht den Kühen zu gebrauchen, dass sie viel Milch geben.

Nimm Heringsmilch nebst der Seel, Lorbeere, Safran und schwarzen Kümmel mische es untereinander streiche es auf vier Schnitten Brot und gebe es vier Kühen zu fressen.

Zu machen, dass man einen nicht sehen kann.

Man soll ein Ohr von einer schwarzen Katze sich verschaffen und es in der Milch von einer schwarzen Kuh sieden, hernach sich einen Däumeling daraus machen und ihn an den Daumen stecken, so wird man von niemanden gesehen werden.

Für das Schießen.

Soll man bei sich tragen.

S. Solam, S. Tatter. S. Schogartner, Gematter.

Geld zu bekommen.

Nimm Schwalbeneier , siede sie, lege sie wieder ins Nest, so wird der! alte Schwalbe kommen und eine Wurzel bringen. Die trage bei dir im Beutel. Zu diesem Rezept kommt eine Reihe von Besprechungen, die unter Anrufung Gottes zum Teil einen ganz unglaublichen Unsinn zeigen. Man könnte ja über alle diese Dinge lachen, wenn nicht eine Anzahl von Leuten, todernst bestätigen. Es hilft. Es ist Aufgabe eines Psychologen, diese Dinge ihrer seelischen Bedeutung nach zu klären. Wie viel Unheil würde erspart, wenn die Menschen dem Arzt eine so große Menge von Glauben entgegenbrächten. Den Unsinn glaubt der Sterbliche gern und Vernunft ist stets ein rarer Artikel gewesen. Mit welcher ängstlichen Besorgnis haben mir die Leute manches mitgeteilt, und wie hat mancher dabei gesagt .Ich glaube nicht daran, und doch blieb ein Rest von geheimnisvollem Grauen in dem innersten Winkel seines Herzens. Dieses Urteil gilt für die meisten unserer Bauern auf den Bergen. Im Tale waren die Menschen bedeutend früher aufgeklärt. Immerhin wage ich zu behaupten, dass der Glaube an Besprechungen verbreitet ist, als man gewöhnlich annimmt. Manches dabei hat zweifellos seine Verwandtschaft mit der Zauberei, und Hexenglauben. Durch eine leere Formel soll Gott gezwungen werden, etwas zu tun, das einem Wunder gleicht. Ein Feuer soll gelöscht, eine Verrenkung in Ordnung gebracht, Bluten soll gestillt werden u. s. w.

Einen Bruch zu heilen.

Schreibe diesen Namen der männlichen Person auf Papier und bohre in zwei Zwetschkenbäumen in jedem ein Loch und rüste zu jedem einen eichenen Nagel und tue in jedes Loch das Papier in den drei höchsten Namen. Auf drei Streiche schlage den Nager hinein und sprich. N. N. Ich schlag dir deinen Bruch vergiß deines Wachstums und Ganges, wie Gott der Herr eines Mannes vergisst. Bruch zieh aus meinem Fleisch und Bein. Bruch, Bruch zieh aus im Namen Gottes des Vaters und Gottes des Sohnes und Gottes heiligen Geistes. Dazu wird der Name der Person genannt. Ich beschwöre dich, dass du wieder heilest auf dem Stock, dass du wieder werdest fest und grad, heilst und wächst alle Tag, Hephato, tue dich auf + + + U U B +++ tibas.

Nicht alle Besprechungen haben diesen geheimnisvollen Unsinn. Es gibt noch eine Menge, die an und für sich harmlos klingt, die aber doch aller menschlichen Vernunft hohnsprechen. Gelingt eine solche Besprechung durch Zufall, dann wird ihr Ruhm verkündet. Gelingt es aber nicht, dann hat man ebenet ein Zeichen verkehrt angewandt, ein Kreuz zu wenig geschlagen, oder dergleichen mehr. Besprechungen, dessen Daten noch ganz jung sind wurde mir verschiedentlich erzählt. Manches klingt ganz unglaublich, aber jeder Zweifel an der Tatsache löst beleidigte Mienen aus. Manchmal wird auch die Geschichte als sogenannter Unbeteiligter erzählt. Was man davon zu halten hat, kann man sich selbst denken.

Der Hexenglaube des Mittelalters ist tot. Lebendig aber ist noch der Glaube an Übernatürliche Geschehnisse, die man durch Anwendung von bestimmten Formeln erzwingen kann. Zugegeben, dass dieser Kreis der Gläubigen gering ist, so zählt doch diese Gemeinde mehr an Seelen, als wir uns träumen lassen.

Bauern in Krankheitsfällen.

In besonderes Kapitel bildet das Verhalten der Bauern in Krankheitsfällen. Mir liegen einige alte abgegriffene Büchlein vor, die eine Art Schatz für den Landmann bedeuten. Auch die Sorgfalt, mit der einzelne Rezepte und Besprechungen aufgehoben wurden, legen davon Zeugnis ab wie ernst der Bauer es mit solchen Dingen nahm.

Da ist zunächst ein gedrucktes Büchlein. ( um 1650 ?. ) ! Vollständige Haus= und Land = Apotheke. Es trägt den Stempel einer so ungeheuerlich = unhygienischen Zeit an sich, dass es genügt, wenn ich einige Mittel angebe, um zu einem endgültigen Urteil zu kommen, das nicht scharf genug gegen jedes Kurpfuscher =und Quacksalbertum sein kann.

Herrn Dr. Hochmuths bewährtes Mittel, wann einem Hände und Füße gar lahm werden.

Nimm die großen fliegenden Feuer = Würmer mit kleinen Hirschhörnlein, so man Biener nennt, und sich an Eichbäumen aufgehalten, so viele du willst. Zerhacke solche in kleine Stücklein, thue sie in ein Geschirr, gieße gut Spiek = Oel darüber verwahr es wohl, setze es also 4. Wochen lang in einen warmen Roßmist, decke es zu, dann nimm es heraus, und presse es aus, mit diesem des Tages drey mal die Glieder gesalbt. Propatum.

Herr Dr. Lichtenhaus, vors Prodagra, oder Zipperlein mit welchen er viele geholfen hat.

Nimm Urin von einem zehnjährigen gesunden Knaben zwölff Maas, thue solche in ein Küpferne Blasen, und destilliere ihn auf acht Maas herüber und wieder von den acht Maasen, ziehe sechs Maas herüber, solche sechs wieder von vier Maas herüber, diese vier Maas wieder und zwey Maas herüber dresey zweiy Maas thue in eine hohe Phiole mit einem blindem Helm, treibe es im Sand per gradus, so bekommst du ein schön volatilisch Schatz, weiß als eine Schnee, welches wohl verwahrt werden muss.

Dieses Salz ist ein hohes Geheimnis und wahren Schatz, so ein Mensch hefftig in Zipperleins = Schmerzen leidet, so nimmt man ein Loth vom gemeldten Salts, und zerläßt solches im gebrandten rothen Nessel = Wasser, 16 Loth, schüttet es untereinander, und schmiert die schmerzhaften Glieder damit, des Tage sein paar mal oder öfter, es lindert von Stund an, und vertreibt die Schmerzen wunderbarlich. Ermeldtes Dr. hat von einem gewissen Fürsten 200 species Dukaten vor dieses Geheimnis, zum Geschenk bekommen.

Der Schiefer = Decker Kunst von den Schindel

Nimm Pflaumen Roh, einem Mann von einem Pfauen, einer Frau von einer Pfauen, ein Quintlein, stoß klein, thue es in ein Glass, gieß Wein drauf, dass er zwei quere Finger darüber geht, las ihn eine Nacht stehen, frühe Morgens trinke es aus, so bist du sicher vor dem Schwindel, du steigerst auch so hoch als du Wollest.

Es sind 300 Rezepte dieser Art, die in allen Krankheitsfällen des Lebens helfen sollen. Aber die drei angeführten Beispiele zeigen die Art und lassen auch ahnen, wie viel Unheil durch solche Quacksalber in die Bauernschaft getragen wurde. Der Aberglaube spielte bei anderen Rezepten eine große Rolle. Das Besprechen von Menschen und Vieh war nicht nur, sondern ist noch heute in manchen Bezirken Gang und Gäbe. Als Hobräck in seiner Chronik 1838 sagte, Von ohngefähr hundert Jahren war hier (in Hobräck ein abergläubisches Haus gewesen. Ein Bruder hat mehrmals Hexen tanzen sehen auf Heugabeln und Besenstielen und desgleichen mehr.- „ Jetzt sind die Hexen ausgestorben und keiner glaubt mehr daran…,“ Da war er recht voreilig.

Wenn du ein Pferd geschnitten hast.

reiß dem Pferde drei Haare aus dem Schwanze nimm einen Kieselstein und lege die Haare kreuzweise drauf und fahre über den Schaden.

Mifal Tifall + Timor + + Veni

Wenn ein Pferd den Wurm hat.

Aleina Timor + Mifall Tifal.

Dieses auf ein Zettelchen geschrieben oder schreibe es aufs Brot und gib es dem Pferde frühe vor dem Sonnenaufgang zu saufen und schlag ihm die Lungen. Oder auf den zweiten Tag gib ihm wieder dergleichen Brot zu essen und zwar den gleichen Zettel. War der Bauer auch noch ein großer Jäger vor dem Herren und die Bauern des Sauerlandes haben die Jagdleidenschaft im Blute stecken. So kamen die vielen Jagdrezepte hinzu: Fuchswitterung in hundert facher, verschiedener Ausfertigung. sogar poetisch wird der Schreiber.

Man kann ja die Probe machen.

Ob das auch probatum ist.

Ob man dies schon wird auslachen.

Weil der Fuchs ist voller List.

Drum las gezäunet einen reisen.

Von dem Posten aus dem Eisen.

Leg das Eisen auf den Posten.

Es wird dich nur ein Böcklein ( ? ) kosten.

Wird der Zwiebeth mit drein riechen.

Soll er auch fangen liegen.

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